In der Feldenkrais-Methode wird das Nervensystem über bewusste Bewegung zum Lernen angeregt. Sie findet sowohl in Einzel- als auch in Gruppenstunden statt.
- Eine andere Art zu lernen
- Funktionale Zusammenhänge
- Gruppenstunden: Bewusstheit durch Bewegung
- Einzelstunden: Funktionale Integration
- Moshé Feldenkrais über das Lernen
Eine andere Art zu lernen
Um die Feldenkrais-Methode einzuordnen, wird sie oft als „Lernmethode“ bezeichnet. Das ist zwar prinzipiell richtig, nur kommt kaum jemand zu Feldenkrais-Stunden, um eine Lernmethode zu erlernen. Die meisten Menschen kommen einfach, weil es ihnen gut tut und sie sich dabei und danach besser fühlen. Ja, und auch weil sie i.d.R. etwas in den Alltag mitnehmen. Dieses anfangs vielleicht diffuse „Etwas“ ist der bewusstere Umgang mit sich selbst, das Horchen auf den eigenen Körper, sozusagen das „Vom-eigenen-Körper-Lernen“.
Diese Art des Lernens ist weder mit dem Lernen in der Schule noch mit dem Erlernen bestimmter Bewegungen zu vergleichen. Es geht im ersten Schritt darum, sich der eigenen Bewegungen bewusster zu werden. Durch die Schulung des bewussten Bewegens lassen sich Erkenntnisse darüber gewinnen, wie man mit sich selbst und mit der Welt interagiert.
Je mehr man sich seines Körpers und seiner Fähigkeiten bewusst wird, desto mehr Handlungsmöglichkeiten eröffnen sich. Diese Selbsterkenntnis ermöglicht ein verändertes Selbstbild. Wodurch wiederum das Handeln und die Selbstdarstellung positiv beeinflusst werden können. Als Lernmethode befördert die Feldenkrais-Arbeit einen somatischen (körperlichen) Lernprozess, welcher durch Bewegungserfahrungen eine Transformation des Selbst in Gang bringen kann.
Obwohl dies komplex klingt, ist es genau der gleiche Prozess, durch den ein Baby lernt: Sich bewegend erforscht es seine Möglichkeiten allein und im Austausch mit der Umwelt.
In der Praxis geschieht dies
- ohne jeglichen Erfolgsdruck
- ohne Bewertung
- durch Ausprobieren verschiedenster Optionen
- mit vielen Pausen
Dabei setzt die Arbeit des Namensgebers Moshé Feldenkrais auf spielerische, erkundende, mit Bewusstheit ausgeführte und Grenzen respektierende Bewegungen, die zwar häufig wiederholt werden, aber nicht wie eine Übung, die stur immer gleich ausgeführt wird, sondern immer wieder frisch, mit Neugier, Lernfreude und auf der Suche nach Zusammenhängen und dem leichtesten Weg.
Funktionale Zusammenhänge
Isolierte Bewegungen einzelner Körperteile sind oft ein Zeichen suboptimaler Selbstorganisation. Menschen haben dann durchaus das Gefühl, dass sich manche Bewegungen einerseits irgendwie unbeholfen und dysfunktional anfühlen. Andererseits ist dieses Unfunktionale so gewohnt und vertraut, dass eine Verbesserung auf den ersten Blick nahezu unmöglich erscheint.
Einen Weg das zu ändern bietet die Feldenkrais-Methode.
Bei den hier zu entdeckenden und zu erspürenden Bewegungen kann man funktionale Zusammenhänge kennenlernen. Wichtig dabei ist die achsengerechte Unterstützung einer Bewegung durch die Knochen, also die skelettale Verbindung. Ebenso wichtig sind Orientierung und Timing als weitere Komponenten, die das Teamwork aller Körperteile befördern. Dies fühlt sich dann leicht und mühelos an und es sieht auch so aus.
Das Unmögliche möglich,
das Mögliche leicht,
das Leichte elegant zu tun.Moshé Feldenkrais
Die von Feldenkrais praktizierten "zwei Säulen" seiner Arbeit
Gruppenstunden
Bewusstheit durch Bewegung
Im Gruppenunterricht werden die Teilnehmenden verbal angeleitet und durch immer wieder andere Lektionen geführt, die häufig im Liegen stattfinden, aber ebenso in anderen Positionen wie auf dem Stuhl oder auf dem Boden sitzend, stehend oder auch mal auf Knien und Händen. Die Vielfalt der Stunden erlaubt auf immer wieder neue Weise die verschiedenen Körperfunktionen zu erkunden.
Der oder die Feldenkrais-Lehrer*in leitet nicht nur die Bewegungen an, sondern leitet auch die Aufmerksamkeit der Schüler*innen durch Fragen zur Wahrnehmung, so dass es möglich wird, sich selbst klarer zu spüren: Verbindungen, Länge, Atmung, Raumorientierung, ...
Eine elementare Komponente jeder Einheit ist das Spüren vor, während und am Ende einer Lektion:
- Wie ist der Kontakt zum Boden? Wo kann sich der Körper ablegen, wo wird er gehalten?
- Was hat sich jeweils verändert im Vergleich zum Beginn, im Vergleich der linken und der rechten Seite, im Vergleich zu sonst?
- Wo hat sich mehr Leichtigkeit, eine bessere Eigenwahrnehmung, ein Gefühl von Länge, entspannterer Muskeltonus, größeres Atemvolumen, mehr Raum ergeben?
Gern können einzelne Bewegungen auch in den Alltag integriert und bei Bedarf wiederholt werden. Es ist aber wichtig zu betonen, dass es sich nicht um ein Übungsprogramm handelt. Im Gegenteil: Was wirklich durch diesen so anderen Lernprozess im Nervensystem verinnerlicht wird, wird ganz automatisch mit in das tägliche Leben übernommen und darf alte Gewohnheiten ablösen.
Einzelstunden
Funktionale Integration
Einzelstunden können oft tiefere Veränderungsprozesse anregen. Die berührenden, folgenden und führenden Hände der Feldenkrais-Lehrenden regen maßgeschneiderte Umorganisationen an. Innere und äußere Haltung und Handlungsweise werden variiert, positiv beeinflusst und geändert.
In einer Gruppenstunde interpretieren die Klienten aus den rein verbalen Anleitungen, wie eine Bewegung gedacht ist und führen sie entsprechend dem eigenen Verständnis aus. In einer Einzelstunde wird statt durch Worte durch Hände angeleitet. Diese geführte, passive Art der Bewegung erlaubt eine völlig andere Wahrnehmung: ein Loslassen statt selbst kontrollieren.
In einer Einzelstunde können Klienten idealerweise die Bewegung „geschehen lassen“, denn die Feldenkrais-Lehrerin oder der Feldenkrais-Lehrer übernimmt den aktiven Part und ersetzt die eigene Muskelkraft. Wenn der Klient oder die Klientin so berührt wird, kann sich die Bewegung für die Person ganz anders anfühlen. Es kann für die Person sehr erhellend sein, eine Bewegung „ohne Kraft“ auszuführen, weil hier jemand die Bewegung „abnimmt“. Dies ist etwas sensorisch Neues. Gewohnheitsmäßig aufrecht erhaltene Spannung kann wegfallen - klarere, effizientere Bewegungsbahnen können entstehen. Auf diese Weise zeigt sich oft ganz überraschend, dass eine bestimmte Richtung nun doch möglich ist, weil andere Bereiche nicht mehr fest- und gegenhalten müssen.
Einzelstunden finden meist auf einer Feldenkrais-Liege statt. Es gibt aber auch, ganz nach Bedarf, Funktionale Integration im Sitzen, Knien oder Stehen.
Inhaltlich wird der Ablauf der Einzelstunde auf Ihre aktuellen Bedürfnisse abgestimmt. Diese maßgeschneiderte Arbeit wird häufig der "Tanz zweier Nervensysteme" genannt.
Beide Aspekte der Methode greifen Hand in Hand auf dieselbe Idee zurück:
Das Nervensystem ist am besten in der Lage zu lernen, wenn es sich ohne Stress in einer sicheren Umgebung befindet, der Körper dabei optimal und schmerzfrei gelagert.
Durch das Praktizieren der Feldenkrais-Methode ist es möglich, mehr Selbstfürsorge und eine mühelose Selbstorganisation zu lernen sowie ein vollständigeres Selbstbild zu bekommen.
O-Ton Moshé Feldenkrais über das Lernen
Playlist "The work of Moshe Feldenkrais, DSc" auf dem YouTube-Kanal der International Feldenkrais Federation - IFF
- 00:46 - On learning, compulsion and choice
- 01:53 - Befriending oneself
- 00:55 - Be aware when learning
- 02:11 - Feldenkrais practice and scientific knowledge
- 02:03 - Work skilfully not hard when learning
- 01:52 - Involve your entire being
- 10:46 - Working on and tending to one side to improve ability.
- 11:57 - Learned skills can be done in many ways